Wie du vielleicht bemerkt hast, sind meine Inhalte in den letzten zwei Monaten etwas weniger geworden. Ich finde, es ist an der Zeit für ein ehrliches Update. Im Januar habe ich eine Krise erlebt, die mir erneut die Augen geöffnet hat. Auch in Bezug auf die eigenen Erwartungen an mich.
Was meine ich damit? Im «Präventionsmodell der Sport-/Bewegungssucht», das ich im Artikel «Sportsucht vorbeugen – Prävention für eine gesunde Beziehung zum Sport (Blog #09)» beschrieben habe, gibt es fünf Ebenen, die zusammen eine gesunde Beziehung zur körperlichen Aktivität fördern oder, weiter gefasst, zu einem ausgeglichenen Leben beitragen. Ich war gerade wieder etwas einseitig unterwegs und wurde mir einer Sache bewusst, die das Modell nur indirekt widerspiegelt: die Wichtigkeit der Vielfalt. Vielfalt in der Bewegung, aber auch Vielfalt in der Identität und allgemein im Leben. Meine Identität war gerade wieder etwas zu stark auf Leistung und Arbeit fokussiert. Ich habe meinen Fortschritt im Genesungsprozess überschätzt und darf für mich den Leistungs- und Identitätsaspekt noch einmal genauer betrachten. Auch wenn ich darüber bereits geschrieben und in einer Podcast-Episode meine Erkenntnisse reflektiert habe: Zum Blog-Artikel | Zur Podcast-Episode.
Für den Moment reduziere ich daher meine Energie für dieses Projekt – nicht, weil es mir nicht wichtig ist, sondern weil gerade andere Dinge mehr Aufmerksamkeit brauchen. Dieses Projekt liegt mir sehr am Herzen und ich sehe es als eine meiner Lebensaufgaben, es weiter voranzutreiben (ja, ich habe eine grosse Vision). Dennoch stelle ich für den Moment meine Gesundheit und die Verwirklichung eines Kindheitstraums vor dieses Projekt.
Im Rahmen meines ReShapes, wie ich die Justierung meiner Prioritäten und auch meines beruflichen Fokus nenne, habe ich auch meine Rolle als Coach für Sport-/Bewegungssucht hinterfragt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Rolle nicht mit dem übereinstimmt, was ich langfristig tun möchte. Ich sehe mich nicht als Coach, weil der Ansatz eines Coaches in erster Linie auf zielorientierter Entwicklung und der Unterstützung bei der Lösung konkreter Probleme basiert. Ein Coach hilft dem Coachee, selbst Lösungen zu finden, und fokussiert sich auf spezifische Ziele. Coaching ist eine eher formelle, oft zeitlich begrenzte Beziehung, die nicht unbedingt auf persönlichen Erfahrungen beruht.
Was dann? Vielleicht ein Mentor? Denn Mentoring ist stärker auf das Teilen von persönlichen Erfahrungen und Perspektiven ausgerichtet. Ein Mentor teilt eigenes Wissen und Erlebnisse. Die Beziehung ist langfristiger und basiert auf Vertrauen und Respekt. Ein Mentor tritt als erfahreneres Vorbild auf, das durch seine Karriere oder Lebenserfahrung Einblicke gibt und Unterstützung bietet, die über blosse Problemlösungen hinausgeht. Hm irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Deshalb habe ich mich für eine Rolle entschieden, die nicht aus einem klassischen Rollenkatalog zu entnehmen ist: Mensch, Fachperson und Content-Creator für Sport-/Bewegungssucht. Wieso dieser Titel?
- Zunächst bin ich vor allem Mensch mit einer Erfahrung. Ich sehe mich als Gesprächspartner auf Augenhöhe für Menschen, die ähnliche Herausforderungen erlebt haben. Denn wer selbst durch schwierige Phasen gegangen ist, kann anderen auf authentische Weise zur Seite stehen.
- Fachperson, da ich mir in den letzten Jahren fundiertes Wissen über Sport-/Bewegungssucht sowie verwandte Themen angeeignet habe. Ich kenne die körperlichen und seelischen Auswirkungen von Erschöpfung und innerer Getriebenheit aus eigener Erfahrung. Diese Einsicht hilft mir, Menschen zu unterstützen, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Ich weiss, wie wichtig es ist, offen über das eigene Erleben und die eigenen Gefühle zu sprechen, und dass der grösste Lernprozess im gegenseitigen Austausch liegt.
- Als Content-Creator teile ich mein Wissen, meine Erfahrungen und praxisnahe Tools. Ich bin überzeugt, dass dies einen echten Mehrwert bietet, indem ich die Lücke zwischen Psychologie/Wissenschaft und dem gelebten Alltag überbrücke – für ein besseres Verständnis und nachhaltige Veränderungen.
Basierend auf dieser Positionierung habe ich sowohl mein Angebot als auch meine Tarife auf der Hauptseite angepasst: Hier mehr erfahren.
Der Blog bleibt, denn das Schreiben bereitet mir viel Freude. Es ist für mich einerseits Arbeit, aber auch eine Art Therapie. Wie ich den Podcast weiterführe, lasse ich offen. Apropos Content: An dieser Stelle möchte ich auch mein Kompaktbuch «Gefangen im Bewegungsdrang» empfehlen, das ich Anfang Februar veröffentlicht habe: Hier mehr erfahren.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, um Missverständnissen vorzubeugen: Ich reduziere meine Energie für dieses Projekt, aber ich gebe es nicht auf. Wer mit mir ins Gespräch kommen möchte, kann sich gerne melden – ich würde mich freuen. Nach wie vor gilt: Ich biete dir die Hand, aber den ersten Schritt musst du wagen – Zum Kontaktformular.
Der Weg aus einer Sucht ist kein gradliniger Prozess. Das Leben ist ein ständiger Lernprozess, und dazu gehört auch, sich täglich ein Stück besser kennenzulernen. An dieser Stelle erlaube ich mir, sinngemäss die Aussage eines mir bekannten Soziologen zu zitieren:
Idealerweise geht man diesen Weg mit Neugier darauf, wohin er einen führen mag, und mit dem Vertrauen, dass er – trotz möglicher Länge und Herausforderungen – letztlich ein guter sein wird.
Vielen Dank für deine Unterstützung und Treue!
Herzliche Grüsse
Adrian
PS: Mit der Aktualisierung des Angebots habe ich auch einen Sportsucht-Test, basierend auf dem «Exercise Dependence Questionnaire» (EDQ), auf meiner Webseite ergänzt: Hier geht’s zum Test.
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